Kollektives Komponieren ist kulturelle Bildung

Die grundsätzliche Zielsetzung von QuerKlang besteht darin, Schüler:innen zu ermutigen, sich eigentätig mit musikalischem Material und dessen Gestaltungsmöglichkeiten zu beschäftigen und gleichzeitig Neugier, Toleranz und Verständnis gegenüber der Vielfalt zeitgenössischen Musikschaffens zu entwickeln. Im Mittelpunkt steht nicht der hörend-rezipierende Ansatz mit ausgewählten Werken, sondern der experimentelle, eigenverantwortliche Umgang mit diversen musikalischen Materialien und Ideen.

Die Schulklassen werden von Anfang an von einem Viererteam aus Musiklehrerin:innen, Komponist:innen und zwei Studierenden aus der UdK betreut. Diese Viererbesetzung lässt noch andere methodische Aspekte und Ziele umsetzen, als wenn ein Lehrer allein auf eine Klasse verwiesen ist. Vier verschiedene Persönlichkeiten bringen vier verschiedene Kompetenzen und Erfahrungshintergründe und stellen das einer Schulklasse zur Verfügung. Dass die Verknüpfung dieser verschiedenen Welten nicht immer friktionsfrei abläuft, sondern in der gemeinsamen Arbeit auch Differenzen deutlich werden, ist durchaus im Sinne des Projektes. Denn oft sind es gerade die in Differenzen frei werdenden Energien und Spannungen, die zur Entwicklung von Neuem führen.

Ein anderer wesentlicher Baustein vom QuerKlang ist das kollektive Komponieren. Das bedeutet, dass im Klassenverband Entscheidungs- und Aushandlungsprozesse laufen. Das macht das Projekt sehr schwierig und anspruchsvoll und führt auch sehr oft zu Konflikten, aber im Endeffekt führt es über die Herausforderung der gemeinsamen Entscheidungen zu sehr bewussten und reflektierten Entscheidungen. 

Der nächste zentrale Aspekt ist Rollenflexibilität. Dieser Begriff ist üblich für experimentelle Musik, wo die Grenzen zwischen Komponisten, Interpreten und Hörer nicht eindeutig gezogen werden. Im Rahmen der pädagogischen Arbeit vom QuerKlang ist es eben nicht so, dass der Komponist immer als eindeutiger ästhetischer Kontrolleur im Hintergrund steht. Wiederum die Schüler:innen agieren nicht nur als Komponist:innen, sondern auch als Akteur:innen und Hörer:innen. Die flexible Rollenverteilung betrifft auch die Aufteilung der Rollen zwischen Lehrenden und Lernenden. Die Lehrenden sind Begleiter:innen der selbstgesteuerten Prozesse der Lernenden. Dies  gehört zu den zentralen Ansätzen des QuerKlang-Unterrichts. 

Die folgenden ästhetisch-pädagogischen Leitideen haben sich im Laufe der Jahre herauskristallisiert:

  • Experimentelle Musik erfordert Experimentelle Didaktik
  • Balance zwischen Struktur und Freiheit
  • Das Team als zentrale Ressource
  • Nutzen der vorhandenen Kompetenzen
  • Nutzen der Differenzen
  • Lernen in komplexen Situationen
  • Zentrale Rolle der Reflexion

Mehr dazu: Ursula Brandstätter: Experimentelle Musik braucht experimentelle Didaktik. Das Projekt „QuerKlang“ an der Universität der Künste Berlin. In: Diskussion Musikpädagogik, Heft 51/2011, S. 12-16

Das Projekt wird durch ein Begleitteam kontinuierlich begleitet und evaluiert und bietet den Teams einen pädagogischen, künstlerischen und organisatorischen Rahmen für die Arbeit in den Schulen. Es werden regelmäßig Reflexionen zwischen den Teams organisiert, um didaktische und kreative Aspekte auszutauschen und neue Impulse für eine produktive Weiterarbeit zu generieren.